Das Kuriosum – Artefakt der Finsternis

Letzten Monat waren wir noch einmal in NRW unterwegs, haben insgesamt 17 Räume gespielt, und hatten uns dabei das Kuriosum in Witten als vermeintliches Highlight für den Schluss aufgehoben. Als ich die ersten Bilder vom Artefakt der Finsternis gesehen habe, ist mir spontan „The Antiquary’s Testament“ von Trip Trap Basar in Genf in den Sinn gekommen (für mich persönlich einer der besten Räume der Schweiz), und ich habe insgeheim auf ein ähnlich immersives Erlebnis gehofft.

In Witten angekommen, stehen wir vor einem verschlossenen Ladenlokal, hinter dessen Schaufenster wir eine ziemlich runtergekommene Hausfassade erblicken. Schimmelflecken, der Putz ist abgebröckelt. Das sieht alles nicht vertrauenserweckend aus! Ich werde den Eindruck nicht los, als wurde das bestmögliche getan, um neugierige Besucher abzuschrecken. Eine Investigativ-Journalistin, die versucht hat hinter die düsteren Geheimnisse des Artefakts der Finsternis zu kommen, ist kurz nach der Veröffentlichung ihres Artikels spurlos verschwunden. Deshalb waren wir uns auf einmal nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee ist hier einzusteigen. Doch, bevor wir einen Rückzieher machen können, steht plötzlich ein Hausmeister vor uns, und führt uns durch einen Seiteneingang ins Gebäude.

Ein gelungener Start, ohne langwierige Regelerklärungen. Nur kurz die Wertsachen wegschließen, und los geht’s! Idealerweise hat man auch den Toilettengang bereits vorher erledigt, damit sich auch hier kein Immersionsbruch einschleicht. Den Warnhinweis „zieht euch alte Sachen an“ sollte man ernst nehmen, weil man unvermeidbar schmutzig wird. Der Raum ist auch nichts für Personen, die an Klaustrophobie leiden, denn es wird gleich an mehreren Stellen verdammt eng. Doch der etwas beschwerliche Einstieg in das Abenteuer lohnt sich!

Im Inneren des mysteriösen Kuriositätenladens angelangt, eröffnet sich uns eine exzellente Kulisse, die Lichttechnisch perfekt in Szene gesetzt wird. Meine Befürchtungen, das Artefakt der Finsternis könne vielleicht zu Dunkel für mich sein haben sich also zum Glück nicht bestätigt. Ich fand das Licht war sehr gut ausbalanciert und wurde auch geschickt zur Spielerführung eingesetzt. Auch die Soundkulisse und Gerüche sind sehr stimmig und verstärken die ohnehin schon schaurige Atmosphäre. Audio- und Videosequenzen, die uns mehr über die Geschehnisse rund um das Kuriosum aufklären (verschwundene Personen, unerklärliche Todesfälle usw.), sind sehr professionell gemacht.

Das Kuriosum ist Ort zum Gucken und Staunen, und man möchte sich die Raritäten, Reliquien, Artefakte und Kunstgegenstände, die hier zusammengetragen wurden, am liebsten erst einmal in aller Ruhe anschauen. Doch sollte man dabei auch die Uhr ein wenig im Auge behalten! Hundert Minuten klingen zwar viel, aber die Zeit verging tatsächlich wie im Flug. Ich glaube, wir haben sogar um einiges überzogen, denn als wir am Ende (dirty but happy) rauskamen, stand die nächste Gruppe bereits vor der Tür. Wir waren zu dritt, und das ist meiner Meinung auch die optimale Teamgröße für diese Adventure, da es Zimmer gibt, in denen der Platz sehr begrenzt ist.

Auch wenn hier eindeutig das Erlebnis im Vordergrund steht, gerätselt werden darf auch! Die Rätsel sind gut in das Gesamtbild integriert. Nicht jedes hat sich uns auf den ersten Blick erschlossen (eventuell haben wir auch manchmal nur zu kompliziert gedacht oder etwas übersehen) und wir hatten 1-2 Hilfen. Gab es auch etwas zu bemängeln? Für meinen Geschmack hätte es vielleicht etwas weniger Lesen sein dürfen, und, ich hätte mir, zusätzlich zum Polaroid-Foto, auch noch ein digitales Erinnerungsfoto gewünscht.

Haben wir das Mysterium gelüftet? Schon, aber für mich hatte es den Anschein, als sei die Geschichte vom Artefakt der Finsternis noch nicht zu Ende erzählt. Gibt es demnächst ein weiteres Kapitel? Man darf gespannt sein! Glückwunsch an den Escape Room Witten für diesen großartige Erlebnis, das wir sehr gerne weiterempfehlen.